Optischer Akzent oder praktisches Features? Die Lünette, die einst durch die Taucheruhr und Fliegeruhr mit einer Zusatzfunktion gestartet ist, wird heute gerne anderweitig verwendet. Tachymeter, Weltzeit, Kompass, Countdown oder einfache Minuten-Skala – die Einsatzgebiete für die Lünette sind fast unbegrenzt.

Hier erfährst du alles zur Geschichte, Funktionsweise und Anwendungsgebiete der Lünette. Wie funktioniert die einseitig-drehbaren Lünette bei Taucheruhren. Welche Umrechnungen lassen sich mit dem Rechenschieber bei den Fliegeruhren durchführen.

Zudem findest du einige Modelle, die mit der jeweiligen Lünette ausgestattet sind.

Was ist die Lünette bei einer Uhr?

Die Lünette einer Uhr ist der äußere Ring einer Uhr. Der Ring ist auf dem Gehäuse montiert und befindet sich außerhalb des Uhrenglases. Die Lünette steht fest oder ist drehbar montiert. Der Name kommt aus dem Französischen und bedeutet “Kleiner Mond“. Die Lünette ist ein dominierender Bestandteil einer Uhr, der beim ersten Blick sofort auffällt. Sie ist bei Armband- sowie Taschenuhren ein Bauteil des Gehäuses.

Der Ring sitzt auf dem Uhrenkorpus und hat eine Nut im Uhrenglas. Eine fest verbaute Lünette macht vor allem das schöne Design aus. Feste Lünetten werden in der Regel mit einer Minuten-Skala oder einem Tachymeter verziert. Die Lünette kann das Design der Uhr gekonnt unterstreichen.

Dabei kann eine Lünette mit zusätzlichen Funktionen versehen werden. Bei drehbaren Lünetten steht fast immer eine Funktion, die weiter unten näher beschrieben werden, näher. Je nach Ausführung erfüllt die Lünette eine spezielle Funktion, die im Alltag oder Berufsleben einen echten Mehrwert liefern. Hier erfährst du welche Lünetten es gibt.

Die Geschichte der Lünette

Eine der ersten Automatikuhren von John Harwood und Blancpain aus dem Jahr 1926 diente die Lünette zur Einstellung der Uhrzeit. Die Drehganguhr wies der Lünette die gleiche Funktion zu.

Breitling stattete die legendäre Chronomat aus dem Jahr 1941 mit einer Drehlünette aus. Die 1952 hergestellt Navitimer hatte die gleiche Lünette. Der Träger konnte damit Einheiten bequem umrechnen. Die Rechenschieber-Lünette war hilfreich, da nautische Meilen, Kilometer und Meilen umgerechnet werden konnten.

Der zweite Ursprung der Lünette geht auf die Taucheruhren zurück, die ab 1953 mit eben jener Lünette ausgerüstet wurden. Mit der drehbaren Lünette konnten Taucher neben der Uhrzeit den Zeitpunkt des Abtauchens markieren.

Breitling Navitimer Cosmonaute face

Breitling Navitimer von kitchener.lord (CC BY-NC-ND 2.0)

Die Drehlünette der Taucheruhr

Der Drehring kommt am häufigsten bei den Taucheruhren zum Einsatz. Die Drehlünette ist logischerweise nur einseitig-drehbar. Vor dem Abtauchen dreht der Taucher die Nullmarkierung auf die Position des Minutenzeigers.Wenn der Taucher versehentlich dagegen stößt wird die Tauchzeit scheinbar vergrößert und der Taucher ist auf der sicheren Seite. Gerade bei der Berücksichtigung der Dekompressionsphasen ist dies lebensnotwendig. Idealerweise lässt sich der Drehring mit Handschuhen griffig verstellen. Er hat zum Ablesen unter Wasser einen Leuchtpunkt und eine durchgehende Minutenteilung. Bei einigen Profi-Taucheruhren ist die Minuten-Skala auf dem innenliegenden Zifferblattrand. Dieser Drehring lässt sich dann über eine Krone verstellen.

Wie funktioniert die Drehlünette?

Bei einer Taucherlünette stellst du vor dem Tauchgang das Dreieck auf den Minutenzeiger. Im Grunde fungiert die Drehlünette damit quasi als Stoppfunktion. Die Handhabung des Chronographen ist unter Wasser nahezu unmöglich und die Sichtbarkeit ist unzureichend. Viel sicherer ist daher die Drehlünette, die mit reichlich Leuchtbeschichtung die beste Ablesbarkeit garantieren.

Mit einem Blick auf das Zifferblatt und die Lünette kann der Taucher die verstrichene Tauchzeit einsehen. Er kann somit die Dekompressionsphasen richtig planen.

Seiko Samurai Black Tie

Custom Seiko Samurai Black Tie von Shane Lin (CC BY-NC 2.0)

Innenliegender Drehring

Eine Sonderform bei den Taucheruhren ist der innenliegende Drehring. Er hat die Skala für die Tauchzeit, wird aber gesteuert über die außenliegende Lünette. Die Skala dreht sich zur Sicherheit nur, wenn man die Lünette nach links gegen den Uhrzeigersinn dreht. Hier wird ebenfalls der Sicherheitsgedanke verfolgt, dass die Tauchzeit, die angezeigt wird, sich nicht verlängert. Wichtig ist bei den Taucheruhren, dass der Taucher immer in der Lage ist, die aktuelle Tauchzeit abzulesen.

Hersteller von Taucheruhren

Taucheruhren findest du bei fast allen Herstellern. Gerade bei den günstigen Automatikuhren sind die Taucheruhren ein beliebtes Einsteigermodell.

Die Lünette bei Fliegeruhren

Die Fliegeruhren sind ein Uhrentyp, bei denen die Lünette eine wichtige Funktion einnimmt. Der Ring darf und soll hier in beide Richtungen verdreht werden können. Gerade Piloten, die nach Sichtflugregeln fliegen, können die zusätzliche Minutenskala als Navigationshilfe nutzen: Der Nullpunkt wird beim Start auf den Minutenzeiger gestellt, so zählt die Lünette die Flugminuten. Wenn der Pilot zum Beispiel nach 13 Minuten einen Richtungswechsel bei der geplanten Route bei bestimmten Landmarken vornehmen muss, kann er mit der Lünette die Zeit verfolgen und nach dem Autobahnkreuz oder Kirchturm schauen.

Die Drehlünette zur Umrechnung von Einheiten

Die Lünette auf den Fliegeruhren kann allerdings noch eine weitere Rolle spielen. Piloten interessiert zum Beispiel die Umrechnung der Kilometer zu nautischen Meilen: Mit der Lünette kann er den äußeren Zahlenring die feststehenden Meilen links am Zifferblattrand stellen. Auf zwölf Uhr kann er dann auf dem Drehring die Kilometer ablesen.

Die Lünette kann auch als Rechenschieber verwendet werden. Wenn dann die Lünette noch eine logarithmische Skala aufweist, ist sogar Multiplikation und Division möglich beispielhaft bei der Umrechnung von Einheiten oder Geldumtauschraten. Die Lünette wird einfach relativ verschoben zum feststehenden Teil und damit der Rechenvorgang ausgelöst: Die Addition wird zur Multiplikation, die Subtraktion zur Division. Das geht mithilfe des Dreisatzes und der richtigen Umrechnungsformel. Wenn beispielsweise der Euro das 1,2fache des US Dollars wert ist, stellt man mit dem äußeren Ring die 12 bis auf die innere 10 und kann nun alle Preise umgerechnet bekommen rund um das Zifferblatt.

Zweite Zeitzone – GMT-Uhren

GMT-Uhren, dass sind Uhren mit zwei Zeitzonen, verwenden häufig die Lünette als Ort für die Skala. Auf der Lünette ist eine 24-Stunden-Skala oder Weltzeit-Skala abgedruckt, die zudem in beide Richtung gedreht werden kann. Die Funktionsweise hängt vom eingebauten Mechanismus ab. Bei einer drehbaren Lünette mit einer Weltzeit, musst du selbst Hand anlegen und die Lünette an die gewünschte Stelle drehen.

Bei den gängigen GMT-Uhren ist ein weitere Zeiger montiert, der dir die Uhrzeit der gewählten Zeitzone anzeigt. Zusätzlich kann man mit der Zeitzonenanzeige herausfinden, wo Norden ist. Dazu richtet man den Stundenzeiger zur Sonne, der zweite Zeiger zeigt nach Norden, wenn beide Zeiger die gleiche Uhrzeit anzeigen.

Weitere Anwendungsgebiete

Neben den gängigen Funktionen lässt sich die Lünette als optische Bereicherung verwenden. Zwar haben Tachymeter-Skala und Minuten-Skala auf den ersten Blick eine Funktion, doch im Alltag werden die Skalen quasi nie eingesetzt.

Kompass – Richtungsanzeige mit der Lünette

Über eine 360-Grad-Skala auf der Lünette lässt sich die Richtung feststellen. Auf der Lünette sind Markierungen angebracht für die vier Haupthimmelsrichtungen sowie die dazwischen liegenden Winkelgrade. Damit kann ein Pilot einen Kurs, der vom Tower durchgegebene wurde, auf die Zwölf drehen sowie sich diesen merken. Auf der Sechs sieht er komfortabel den Gegenkurs, was beim Flugplatz-Anflug hilft. Dafür hat er allerdings auch Cockpitanzeigen.

Doch lässt sich der Kompass bestens von Sportlern und Abenteurern verwenden. Gerade bei Outdoor-Uhren wie der Casio G-Shock und der Pro Trek kommt der Kompass zum Einsatz.

Tachymeterskala

Die Tachometerskala oder Tachymeterskala zeigt Geschwindigkeiten bei festgelegten Strecken an. Die Anzeige beruht auf der physikalischen Formel: Geschwindigkeit gleich Weg dividiert durch Zeit. Der Sekundenzeiger gibt hier das Durchschnittstempo für eine zurückgelegte Strecke an. Nach einem weiteren Kilometer kann man auf der Lünettenskala die aktuelle Geschwindigkeit ablesen in km/h. Bei Uhren mit Tachymeter ist die Skala entweder auf der Lünette oder dem Zifferblattrand.

Countdown-Lünette

Im militärischen Bereich braucht man schon mal eine rückwärts laufende Minutenskala. Dafür gibt es die Countdown-Lünetten, die ein solches Herunterzählen gewährleisten bis zu einem festgelegten Nullpunkt wird vor allem bei militärischen Aktionen praktiziert. Auch bei Taucheruhren oder Rallye-Chronographen wird die Countdown-Lünette eingesetzt. Weiter lassen sich Wartezeiten beim Eier- oder Nudeln kochen ablesen oder die Zeit, die man im Restaurant auf den Partner wartet.

Blickfang und praktisches Feature

Eine Lünette kombiniert die Silhouette und die Funktion einer Uhr harmonisch und wertet sie mit einem schicken Akzent auf. Mit einer Lünette zieht die Uhr mehr Aufmerksamkeit auf sich und bietet ein gutes Gesprächsthema. Gerade bei Taucheruhren wird das Inlett der Lünette mit einer anderen Farbe versehen um so einen schönen Kontrast zu erzeugen.

Dabei werden immer neue Funktionen auf der Lünette platziert, die vielleicht auf dem Zifferblatt keinen Platz finden. Dabei sind beispielhaft Pulsfrequenz oder Einsatzzeiten für Atemgeräte ablesen im medizinischen Bereich oder Himmelsrichtungen und Tidenhub bestimmen, Parkzeiten im Auge behalten.

Es gab bereits ein Patent zur einfachen Synchronisation eines Zeigers in Fliegeruhren. Die Lünette war mit einer extra Krone arretierbar. Bei manchen Taucheruhren stellt man nicht den Abtauchzeitpunkt ein, sondern die Auftauchzeit.

Headerbild: Breitling Navitimer von ume-y (CC BY 2.0)

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Letzte Aktualisierung am 17.05.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API