Der Tourbillon ist optisch eine der interessantesten Komplikationen. Bereits 1795 erfand Abraham Louis Breguet den Tourbillon. In den nächsten 200 Jahren wurden jedoch nur 700 Tourbillons gebaut. Erst in den letzten Jahren bieten immer mehr Luxusuhren-Hersteller Tourbillon-Uhren an.
Bei Schweizer Uhrenmarken und deutschen Uhrenherstellern sind die Uhren erst ab etwa 30.000 Euro erhältlich. Dabei steht der Nutzen in keinem Verhältnis zum Preis. Viel mehr sind die exklusiven Uhren Statussymbole.
Geschichte des Tourbillon
Die Anfänge des Tourbillon reichen über 200 Jahre zurück. Im Jahr 1795 wurde das Tourbillon von Abraham Louis Breguet (1747 – 1823) erfunden. Sein Ziel dahinter war es, die Lageveränderungen einer Taschenuhr (und damit einhergehende Gangungenauigkeit) zu verhindern. Im Jahr 1801 erhielt er das Patent für seine Erfindung, die als „Régulateur à Tourbillon“ bezeichnet wurde.
Da die Herstellung von Tourbillons sehr schwierig ist, sind sie teuer und wurden wegen der Komplexität in den nächsten 200 Jahren nur selten gebaut. In dieser Zeit sind nur etwa 700 Tourbillons gebaut worden. Heute gibt es diese bei fast jedem Luxusuhrenhersteller, wobei die Preise von Tourbillon-Uhren in der Regel bei etwa 30.000 Euro beginnen.
Originalzeichnung von Abraham-Louis Breguet (Public domain) via Wikimedia Commons
Funktionsweise des Tourbillons
Abraham Louis Breguet erfand das Tourbillon um die Lageveränderungen von Taschenuhren aufzuheben. Das erreichte er mit einer geschickten und ausgefeilten Konstruktion.
Problemstellung
Eine tragbare mechanische Uhr hat einen unterschiedlichen Gang, je nachdem in welcher Richtung sie gehalten bzw. getragen. Grund hierfür ist die Reibung und diese bedeutet Energieverlust. Durch diesen Energieverlust ändert sich der Ausschlag oder die Unruhschwingung der Uhr. Das hat dann eine kleine Gangabweichung zur Folge.
Das liegt daran, wenn die Unruh nicht exakt ausgewuchtet ist (vergleichbar mit einem Autoreifen). Die Unruh zieht dann je nach Lage der Uhr in die eine oder andere Richtung. Auf diesen letzten Fehler zieht die Erfindung von Abraham Louis Breguet ab. Er ging davon aus, dass ein Lagefehler der Uhr nicht entstehen kann, wenn die Verweildauer der Uhr in allen Lagen gleich groß ist. Das wollte er mit dem Tourbillon erreichen, was ihm auch gelang.
Die Lösung
Es ist natürlich nicht so einfach, die Uhr einfach um sich selbst drehen zu lassen. Hierfür braucht man einen ganz bestimmten Mechanismus, der wiederum Kraft erfordert. Für diesen enormen Kraftaufwand ist aber keine Energie verfügbar. Der Mechanismus muss also sehr leicht durchgeführt werden, dass er weniger Kraft benötigt. Es würde auch vollkommen reichen die Unruh mit Hemmung um sich selbst drehen zu lassen.
Die notwendige Energie ist leider am Räderwerk Mangelware. Je langsamer das Tourbillon sich dreht, desto leichter könnte man diese Kraft aufbringen. Doch wenn sich das Tourbillon langsamger dreht, wird die Forderung von Breguet umso schlechter erfüllt und der Lageausgleich wird immer unmöglicher. Da es sehr schwer ist, für diese Zwickmühle eine Lösung zu finden, können nur die besten Uhrmacher die Herstellung der Tourbillons schaffen und deshalb gibt es auch nur so wenige davon.
Drehgestell des Tourbillons
Bei einem Tourbillon werden das Ankerrad, die sogenannte Unruh und der Anker auf einer kleinen Platte in einem Drehgestell befestigt. Das Drehgestell ist ein Käfig, der auf der Welle des Sekundenrades sitzt. An dieses Drehgestell wird von unten der Sekundentrieb geschraubt. Die Unruh schwingt genau über der Welle des Sekundenrades auf dem Drehgestell. Das Drehgestell selbst dreht sich um das Sekundenrad.
Der Trieb des Ankerrades läuft auf dem Sekundenrad ab. Wenn sich das Sekundenrad jetzt dreht, dreht sich das Tourbillon (die Platine) mit. Lagen- und Schwerpunktfehler werden somit einmal in der Minute (so oft dreht sich das Tourbillon) ausgeglichen und treten nicht mehr unkontrolliert auf.
Makro-Aufnahme eines Tourbillon-Käfigs von Simon Schaller (Public Domain) via Wikimedia Commons
Wo ist ein Tourbillon sinnvoll?
Je besser die Unruh in einer Uhr ausgewuchtet ist, desto weniger braucht man ein Tourbillon. Wenn Uhren kardanisch aufgehängt werden können (wie z.B. Navigationschronometer), ist die Unruh immer senkrecht. Damit braucht man in diesen Fällen kein Tourbillon.
Die Verwendung des Tourbillon ist generell nur in Uhren sinnvoll, die sich bewegen. Bei Uhren, die immer an einem Stand verharren (wie Zimmeruhren) ist ein Tourbillon sinnlos, da kein Lageausgleich stattfinden muss.
Weiterentwicklungen und Varianten des Tourbillon
Der Tourbillon wurde in den letzten 215 Jahren weiterentwickelt. Die wichtigsten Modifkationen und Varianten des Tourbillons:
- Das “fliegende” Tourbillon
- Doppeltourbillon
- Gyro-Tourbillon
- Doppel-Achs-Tourbillon
- Tripel-Achs-Tourbillon
Die Karusseluhr
Eine Modifikation der Uhren erfand der Däne Bahne Bonniksen 1892. Sie wurde als Karussel bekannt. Er benutze das Federhaus der Uhr als Rotationslager und lagerte Unruh und Laufwerk auf einem drehbaren Karussell. Diese Uhren wurden als Karusselluhren bekannt. Sie sind wesentlich schwerer als herkömmliche Tourbillons und bieten einen schönen Blickfang für technikbegeisterte Leute.
Fliegende Tourbillon
Eine wichtige Weiterentwicklung war der 1920 vorgestellt fliegende Tourbillon. Der Uhrmacherlehrer Alfred Helwig erfand diese Variante, bei dem auf die obere Brücke zur Lagerung des Käfigs verzichtet wird.
Doppeltourbillon
Greubel Forsey ist eine Schweizer Uhrenmanufaktur, die spezielle für die Tourbillon-Uhren bekannt ist. Das 2004 vorgestellte Modell Double Toubillon 30° ist mit einem Doppeltourbillon ausgestattet. Der deutlich größere Tourbillon ist um 30° abgewinkelt. Dank dieser Konstruktion sind vier Minuten für eine komplette Umdrehung nötig und hat damit eine höhere Ganggenauigkeit. 2008 folgte dann das Modell Quadruple Tourbillon à différentiel, dass über zwei Doppeltourbillons verfügt.
Gyro-Tourbillon
Der herkömmliche Tourbillon kann Lageänderungen ausgleichen. Erschütterungen, wie sie z.B. durch das Joggen oder andere Aktivitäten entstehen erzeugen so genannte dynamische Störungen. Die Schweizer Uhrenmarke Jaeger-LeCoultre hat sich dieser Herausforderung gestellt und den Gyrotourbillon entwickelt.
Bei dem technischen Meisterwerk dreht sich die Unruh um insgesamt drei Achsen. Optisch ein absolute Highlight, der Gewinn an Ganggenauigkeit ist leider vernachlässigbar. Eine teure Spielerei für alle die es sich leisten können.
Greubel Forsey’s Double Tourbillon von Greubel Forsey (CC BY-SA 3.0) via Wikimedia Commons
Hersteller mit Tourbillon
Tourbillon gibt es fast nur in Luxusuhren. Mechanische Uhren sind von Haus aus teurer. Mit einer derart komplexen Komplikation wie dem Tourbillon werden die Uhren fast unerschwinglich. Heute gibt es allerdings schon bedeutend mehr Tourbillons als früher, wo alles noch in Handarbeit angefertigt wurde.
Eines haben diese Uhrenhersteller gemeinsam, es sind allesamt Luxusuhrenhersteller. Die Tourbillonuhren sind aufgrund der komplexen Herstellungsweise sehr teuer. Der Nutzen der Komplikation steht zwar in keinem Verhältnis zum Preis. Eine Luxusuhr mit Tourbillon ist in erster Linie ein Statussymbol.
Günstige Tourbillon-Uhren
Die Herstellung von Tourbillons ist deutlich günstiger geworden. So bieten die beiden Uhrenmarken Ingersoll und Constantin Durmont mehrere Uhren mit Tourbillon an, die weniger als 2.000 Euro kosten. Dabei handelt es sich in der Regel um chinesische Uhrwerke, deren Ganggenauigkeit meistens eher schlecht ist. Wer unbedingt einen Tourbillon möchte findet hier immerhin eine erschwingliche Lösung.
Hier eine Liste mit Uhrenherstellern, die Uhren mit Tourbillon anbieten:
- A. Lange & Söhne
- Audemars Piguet
- Baume & Mercier
- Bell & Ross
- Breguet
- Bulgari
- Corum
- Dewitt
- Girard Perregaux
- Hublot
- IWC
- Jaeger-LeCoultre
- Montblanc
- Panerai
- Patek Philippe
- Perrelet
- Roger Dubuis
- Vacheron Constanti
- Zenith
Uhren mit chinesischen Tourbillon
Der Tourbillon ist eine der komplexesten Komplikationen bei Armbanduhren. Dementsprechend aufwendig ist die Herstellung eines Tourbillons. Uhren mit Tourbillon sind häufig mit einem 5-stelligen oder 6-stelligen Preis versehen. Wie bei allen anderen Uhrwerken gibt es bei den Tourbillons auch günstige Nachbauten aus Fernost. Die meist chinesischen Tourbillon-Uhrwerke kosten nur einen Bruchteil davon. So sind Uhren mit einem chinesischen Tourbillon häufig schon am 1.000 Euro erhältlich. Hohe Ganggenauigkeit und Zuverlässigkeit darfst du hier nicht erwarten. Es handelt sich dabei um eine möglichst günstige Umsetzung der Komplikation.
Weiterführende Links und Quellen
- Funktionsweise Tourbillon (Wikipedia)
- Tourbillon-Uhren kaufen
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