Die Uhrenindustrie erlitt in den 1970er und 1980er Jahren eine schwere Krise. Betroffen waren dabei Hersteller von mechanischen Uhren. Die sogenannte “Quarzkrise” ist auf die Erfindung der Quarzuhren zurückzuführen: dabei handelte es sich um extrem genaue Uhren, die zudem langlebiger und sogar günstiger in der Produktion waren. Aufgrund dessen entschied sich deutlich mehr Menschen für Quarzuhren und gegen Handaufzugs- und Automatikuhren. Viele Uhrenhersteller und Manufakturen von mechanischer Uhren verloren massiv an Marktanteilen. Gerade bei den deutschen Uhrenherstellern und Schweizer Uhrenmarken.

Mechanische Uhren

Seit der Produktion der ersten Uhren war es das Ziel der Hersteller, eine zunehmend präzisere Zeitangabe zu ermöglichen. Die meisten mechanischen Uhren hatten den Nachteil, dass sie sich über einen längeren Zeitraum verstellten; es wurde also nicht mehr die genaue Uhrzeit angegeben. Bei vielen Modellen betrug diese Abweichung sogar mehrere Minuten pro Jahr. Ferner mussten mechanische Uhren an einem Rädchen aufgezogen werden, um zu funktionieren. Zudem kam der relativ hohe Anschaffungspreis, der immer mindestens 3-stelligen Bereich lag.

Erfolg der Quarzuhren

Das Ziel der Quarzuhren war es primär, die Ganggenauigkeit zu verbessern. Dass mechanische Uhren sich über längere Zeit verstellten, war also der Anlass zur Erfindung der Quarz-Technologie – und das Ziel wurde erreicht. Eine Quarzuhr verstellt sich auf einem Zeitraum von einem Jahr nur um durchschnittliche 12 Sekunden. Bei der Erfindung in den 70er Jahren war dadurch mit erheblichem Vorsprung ein neuer Rekord geboren. Dank der integrierten Batterie mussten die Uhren nicht in kurze Abständen neu aufgezogen werden, damit sich die Zeiger bewegen konnten.

Ferner waren Quarzuhren erheblich günstiger in der Produktion. Nicht etwa sollte das heißen, dass die verwendeten Materialien niedrigerer Qualität waren – denn für Quarz-Uhren wurden nur hochwertigste Metalle verwendet. Stattdessen wurden die Kosten durch die neue Technologie und Automatisierung gesenkt, die im Vergleich zur Mechanik der alten Uhren deutlich günstiger zu produzieren war. Somit waren sämtliche Ansprüche der breiten Masse erfüllt: Langlebigkeit, Genauigkeit, Hochwertigkeit, Erschwinglichkeit.

Uhrwerke im Vergleich

Letztendlich war es leicht, zwischen Quarz- und Mechanik-Herstellern zu unterscheiden. Experten der Bereiche Uhrwerke und Wirtschaft im Allgemeinen kamen zu dem Schluss, dass Quarzuhren die bessere Wahl für die breite Masse war, mechanische Uhren jedoch nach wie vor für wohlhabende Bürger die richtige Option darstellte, sofern diese viel Wert auf Stil legten. Denn durch die Massenproduktion der Quarz-Uhren erlangte die mechanische Uhr zumindest in einer Hinsicht einen Erfolg: die Handarbeit. In einer Welt, wo sämtliche Quarz-Uhren maschinell hergestellt wurden, erhielt das menschliche Handwerk einen umso besseren Ruf. Da die Unternehmen dank dem technologischen Fortschritt zu maschineller Produktion in der Lage war, verdiente es umso mehr Respekt, der Handarbeit treu zu bleiben – was echte Kenner auch zu schätzen wussten.

Ronda Uhrwerk von Movements for watchbrands (CC BY-SA 4.0), via Wikimedia Commons

Auswirkungen auf die Uhrenindustrie

Die breite Masse griff nun also vorrangig zu Quarz-Uhren und weniger Leute waren an mechanischen Uhren interessiert. Größtenteils waren es japanische Unternehmen, die mit ihren Quarz-Uhren den Markt eroberten. Im Jahr 1970 hatte die Schweizer Uhrenindustrie rund 50% am Weltmarkt und über 90.000 Beschäftigte. In den darauffolgenden 18 Jahren, die heute als Quarzkrise bezeichnet werden, verringerte sich die Beschäftigtenzahl der auf nur 28.000. Existierten in der Schweiz von der Krise noch 1600 Uhrenhersteller waren es danach nur noch 600 Unternehmen. Lediglich die stärksten Marken im Luxussegment konnte sich erfolgreich behaupten: Audemars Piguet, Girard-Perregaux, Patek Philippe und Rolex.

Betroffene Marken

Andere Marken waren leider deutlich stärker betroffen. Die schwersten Folgen hatte die Quarzkrise auf den ersten Blick in den Vereinigten Staaten. Während vor 1970 zahlreiche Unternehmen in den USA erfolgreich mechanische Uhren produzierten, überlebte einzig und allein die Marke Timex den wirtschaftlichen Super-GAU. Auch deutsche und sogar Schweizer-Unternehmen litten massiv unter der Welle an Quarzuhren. Obwohl Japan das Land mit der erfolgreichsten Quarz-Produktion war, litten sogar japanische Marken unter der Krise. Einer der führenden Quarz-Uhrenhersteller war die Marke Seiko, dessen Mechanik-Abteilung Grand-Seiko im Jahre 1975 zur Schließung gezwungen war.

Auswirkungen der Quarzkrise

Die Quarzkrise bedeutete also für eine Vielzahl der Unternehmen das endgültige Aus. Doch gegen Ende der 1980er und zu Beginn der 1990 Jahre schafften es einige Hersteller von mechanischen Uhren zurück auf den Markt. Hintergrund dessen war es, dass Käufer wieder zunehmend die Stilechtheit der Mechanik-Uhren erkannten und zu schätzen lernten. Denn da zum Ende der Quarzkrise fast jeder interessierte Bürger zur Quarz-Uhr griff, war es schon lange keine Besonderheit mehr, eine solche zu besitzen.

Wer hingegen eine mechanische Uhr am Arm trug, konnte damit Blicke fangen – was vor allem für stilbewusste und auch wohlhabende Leute ein großer Reiz war. Ferner waren Sammler und Uhr-Enthusiasten an der mechanischen Technologie zunehmend interessiert. Denn je weniger davon vorhanden war, desto mehr steigerte das den Wert und das Ansehen. Die reine Handarbeit der nun erneut aufblühenden Hersteller Blancpain, Chronoswiss und Rolex trug ebenso dazu bei; immer mehr Bürger wollten in einer Gesellschaft von Quarz-Uhr-Trägern sagen können, dass ihre Uhr in sorgfältiger Handarbeit gefertigt wurde – ein echter Faktor für Qualität also. Die Auswirkungen der Quarzkrise betrafen jedoch auch die allgemeine Wirtschaft in großem Maße: Aktienkurse schossen in die Höhe und fielen am anderen Ende kläglich zu Boden.

Quarz- und Mechanik-Uhren im 21. Jahrhundert

Heutzutage bedient sich die meisten Herren an den Chronographen und Armbanduhren mit Quarzwerk. Während im 21. Jahrhundert nur wenige auf Faktoren wie Ganggenauigkeit achten, ist es viel mehr der niedriger Preis der Quarz-Uhren, der für Begeisterung sorgt. Die Batterien einer Quarzuhr sind heutzutage noch leistungsstärker als in den 70er und 80er Jahren. Gute Quarz-Modelle können mehrere Jahre laufen, ohne, dass ein Batteriewechsel fällig wird. Solaruhren können dank des integrierten Akkus quasi endlos laufen.

Dennoch haben mechanische Uhren ein höheres Ansehen, wenn es um Qualität geht. Denn nach wie vor wird Handarbeit im Vergleich zur Massenproduktion in der Uhrenindustrie hoch gelobt. Hersteller, welche die Quarzkrise überlebten, sind bis heute erfolgreich. Vor allem in der Luxusbranche wird gänzlich auf Quarz-Technologie verzichtet. Diese gilt unter Uhr-Kennern als “Billigware”. Ferner sind Besitzer von Uhren, die vor der Quarzkrise konstruiert wurden, deutlich im Glück: denn diese Uhren sind heutzutage viel Wert und können teilweise zu sechsstelligen Beträgen an echte Sammler verkauft werden. Wer seine mechanische Uhr hingegen lieber selbst am Handgelenk trägt, kann dies selbstverständlich auch im 21. Jahrhundert noch tun.

Zukunft der Uhrenindustrie

Der Markt aus Quarz- und Mechanik-Uhren hat sich größtenteils wieder stabilisiert. Eine neue Bedrohung für beide Parteien kommt in den letzten Jahren durch Smartwatches auf. Dabei handelt es sich um Computer-ähnliche Armbanduhren, die eine eigene Software besitzen, mit der sogar SMS geschrieben und Anrufe getätigt werden können. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene greifen zunehmend zu den Smartwatches. Dennoch ist die Zukunft der Quarzuhren, ebenso wie die der Automatik- und Handaufzugs-Uhren, für die nähere Zukunft gewiss: nachdem sich der Markt wieder einpendelte, blicken nun beide Fronten in eine blühende Zukunft. Letztendlich ist es nämlich jedem selbst überlassen, ob eine Quarz- oder eine Mechanik-Uhr gekauft wird. Beide Seiten haben klare Vorteile – und diese werden noch lange erhalten bleiben.

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