Chronometer leitet sich von den beiden griechischen Wörtern chronos = „Zeit“ und metrein = „Maß, Maßstab“ ab. Ein Chronometer ist eine Präzisionsuhr, die in unterschiedlichen Positionen und Temperaturen reguliert wurde.

Eine offizielle und neutrale Prüfstelle misst die Uhr über 15 Tage und stellt dann einen Gangschein bzw. Zertifikat aus. Die standardisierte Norm ISO 3159 wird in der Schweiz durch das COSC und in Deutschland durch die Sternwarte Glashütte geprüft.

Wir haben für dich alle Informationen zur Chronometerprüfung, der Geschichte und aktuelle Chronometer zusammengefasst.

Chronograph vs. Chronometer

Die beiden Begriffe Chronograph und Chronometer klingen sehr ähnlich und deshalb kommt es wohl immer wieder zu Verwechslungen. Bei einem Chronographen handelt es sich um eine Zusatzfunktion bei Uhren. Um genau zu sein um eine Stoppfunktion. Der Chronograph wird in der Regeln mit zwei oder drei Totalisatoren (Funktionsaugen) realisiert. Chronographen sind bei Männern besonders beliebt, und werden daher von nahezu jeder Marke angeboten. Hochwertige Automatik-Chronographen mit dem Kaliber ETA Valjoux 7750 sind erst ab etwa 1.200 Euro erhältlich.

Was ist ein Chronometer?

Der Begriff Chronometer ist eine Genauigkeits-Auszeichnung. Mit der Bezeichnung Chronometer dürfen sich mechanische Uhren und Quarzuhren mit einer sehr hohen Ganggenauigkeit schmücken. Dabei muss jede Uhr die Prüfung einer unabhängigen Stelle, wie z.B. dem COSC in der Schweiz bestehen.

Chronometerprüfungen heute

Präzisionsuhren haben in den letzten Jahren wieder deutlich an Beliebtheit gewonnen. Für die Zeitmesser mit der besonders hohen Ganggenauigkeit, gibt es in Deutschland und in der Schweiz wieder Prüfstellen. Außerdem veranstaltet das Uhren-Museum in Le Locle seit 2009 auch wieder Chonometerwettbewerbe. Heute gibt es eine offizielles und standardisiertes Messverfahren für Chronometer.

In Deutschland gibt es seit 2006 die Chronometer-Prüfstelle der Sternwarte Wempe Chronometerwerke Glashütte i/SA.In Deutschland wird im Unterschied zu der COSC die komplett Armbanduhr mit Nullstellmechanismus überprüft.

Omega Speedmaster Chronometer mit Textilband

Omega Speedmaster Chronometer mit Textilband- von Blake Buettner (CC BY 2.0)

Chronometer-Zertifizierung ISO 3159

In der ISO 3159 – DIN 8319 in Deutschland – wird die mechanische Uhr, und der Gang des Uhrwerks, 15 Tage lang in fünf unterschiedlichen Lagen und bei drei Temperaturen gemessen. Alle Prüfungen finden bei 24 % Luftfeuchtigkeit statt. Nach jeweils 24 Stunden wird jeweils die Gangabweichung gemessen und die Uhrwerke werden neu aufgezogen. Komplikationen (z.B. Chronograph) werden erst nach dem 10. Tag getestet und gemessen.

Die neun verschiedenen Messungen auf einen Blick:

Messdauer Position Temperatur
2 Tage Krone links 23 °C
2 Tage Krone oben 23 °C
2 Tage Krone unten 23 °C
2 Tage Zifferblatt unten 23 °C
2 Tage Zifferblatt oben 23 °C
1 Tag Zifferblatt oben 8 °C
1 Tag Zifferblatt oben 23 °C
1 Tag Zifferblatt oben 38 °C
2 Tage Krone links 23 °C

Zertifikat für Ganggenauigkeit

Werden die Prüfungen im Rahmen der Ganggenauigkeit bestanden erhält das Uhrwerke ein Zertifikat. Die meisten Uhrenhersteller versehen das Zifferblatt mit dem Schriftzug Chronometer, wenn das Uhrwerk COSC-zertifiziert wurde. Für das Zertifikat müssen diese 7 Prüfkriterien erfüllt werden:

Prüfkriterium Abk. Toleranz Werk > 20 mm Toleranz Werk < 20 mm
Mittelwert des täglichen Gangs M -4 bis +6 s/Tag -5 bis +8 s/Tag
Mittelwert der aboluten Gangabweichung V max. 2 s/Tag max. 3,4 s/Tag
Größte Gangabweichung Vmax max. 5 s/Tag max. 7 s/Tag
Differenz zwischen horizontalen und vertikalen Lagen D -6 bis +8 s/Tag -8 bis +10 s/Tag
Größte Streubreite der Gänge P max. 10 s/Tag max. 15 s/Tag
Temperaturabhängigkeit des Gangs (Gangabweichung pro °C) C max. 0,6 s/(Tag °C) max. 0,7 s/(Tag °C)
Wiederaufnahme des Ganges (Vergleich 1. und 2. Tag mit dem 15. Tag) R max. 5 s/Tag max. 6 s/Tag

Qualité Fleurier, Patek Seal und Grand Seiko

Viele Hersteller von Luxusuhren stehen dem Chronometer-Zertifikat eher kritisch gegenüber, obwohl die eigenen Uhren dies wohl erhalten würden. So gehen immer mehr Uhrenhersteller dazu über eigene Qualitätssiegel zu etablieren, die über das COSC-Zertifikat hinausgehen.

Die Uhren von Patek Philippe tragen das Patek Seal, dass auf besonders hohe, hauseigene Standards setzt. Seiko hat mit dem Siegel Grand Seiko ein Qualitätssiegel, dass etwas strenger als das COSC-Zertifikat ist. Die Zusatzprüfung Qualité Fleurier ist ein Prüfsiegel der FQF, dass unter anderem von Bovet, Chopard und Parmigiane verwendet wird.

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Geschichte des Chronometers

Die Geschichte des Chronometer reicht 300 Jahre zurück. Damals war die Bestimmung der geographischen Lage auf See ein äußerst schwieriges Unterfangen. Mit einem Sextanten konnte der Breitengrad auf wenige Meilen genau besimmt werden. Für die Ermittlung des Längengrades war jedoch eine möglichst genaue Zeit notwendig.

Längengrad auf hoher See

Durch die Drehung der Erde verschieben sich Ereignisse wie z.B. der Mittagsdurchgang der Sonne durch den Meridian. Der genaue Zeitpunkt ist nur vom Längengrad abhängig, und wenn die Zeitverschiebung bekannt, lässt sich der Längengrad berechnen.

Eine Erdrehung um 360° dauert 1.440 Minuten (24 Stunden). Dadurch ergibt sich pro Längengrad ein Zeitunterschied von vier Minuten. Ein Längengrad auf Höhe des 40. Breitengrades (Madrid) misst bereits 85 km. Beträgt die Gangabweichung der Uhr 10 Sekunden sind dies umgerechnet 3,5 km.

Preisgeld für einen Zeitmesser

Das Problem mit der Ermittlung des Längengrads war bei allen Schiffsnationen bekannt. 1714 setzte England ein Preisgled in Höhe von 20.000 Pfund zur Lösung des Problems aus. Diese. für damalige Verhältnisse astronomische Summe, entsprach den Kosten von 10 Schiffen.

Der englische Zimmermann John Harrison nahm sich dem Problem an und stellte ab 1735 mehrere Uhren vor. Es dauerte aber bis zur vierten Version seiner Uhr im Jahr 1759, bis eine ausreichende Genauigkeit von nur einer Sekunde Gangabweichung pro Tag, erreicht wurde.

Weiterentwicklung von John Arnold

Harrison war zwar erfolgreich, aber seine Uhren waren zu teuer. Der Durchbruch gelang dem englischen Uhrmacher John Arnold 1778 mit einer Weiterentwicklung des vierten Modells von Harrison. Harrison war es auch, der 1780 den Begriff Chronometer prägte und für seine Instrumente einsetzte. Das Preisgeld wurde aber erst nach seinem Tod an seinen Sohn 1805 ausgezahlt.

Marinechronometer von 1796 aus Holz

Englischer Marinechronometer von 1796 aus Holz – von Cliff (CC BY 2.0)

Aktuelle Chronometer

Die Chronometer-Prüfungen werden in der Regel nur bei hochwertigen Uhren durchgeführt. Gerade deutsche Uhrenhersteller und Schweizer Uhrenmarken verwenden die Auszeichnung gerne als Gütesiegel. ETA-Uhrwerke erreichen in der höchsten Qualitätsstufe ebenfalls den Chronometer-Status. Eine kleine Auswahl aktueller Chronometer findest du hier:

Die ersten Chronometerprüfungen

Die ersten Veranstaltungen für Chronometer fanden 1848 statt. Es dauerte aber bis 1872, als im Oberservatorium Neuchatel die ersten Wettkämpfe für Chronometer ausgetragen wurden. Auch Oberservatorien in anderen Ländern boten daraufhin ihren Service für Chronometer an.

In England begann Liverpool 1843 (Prüfungen ab 1893), Hamburg im Jahr 1877 und das Yale College (USA) in 1879. In Deutschland waren auch die Sternwarten in Leipzig, Kiel und Wilhelmshaven aktiv. In der Schweiz entstanden ab 1877 in Biel, La Chaux-de-Fonds und Saint-Imier offizielle Prüfstellen, um mit der großen Menge an Uhrwerken fertig zu werden.

Feste Regeln für Chronometer

1860 legt das Oberservatorium in Neuchatel feste Positionen, Zeiten und Temperaturen für die Prüfungen fest. Anfangs galten die Prüfungen für Taschenuhren und Marinechronometer. Ab 1893 wurde die Prüfdauer in den Schweizer Instituten auf 15 Tage in 2 Lagen und bei 3 Temperaturen festgelegt. Ab 1915 wurde der Chronometer als Präzisionsuhr auch mit einem Gangschein offiziell ausgezeichnet.

Armbanduhren-Chronometer

Chronometer zeichneten sich bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine Chronometerhemmung aus. Diese war aber zu groß für Armbanduhren. Rolex nahm bereits 1913 und 1914 mit zwei Armbanduhren erfolgreich am Chronometertest teil. 1922 änderte Neuchatel die Prüfungen und nahm auch einen horizontale Prüfposition für Armbanduhren mit auf.

Die Schweizer Chronometer-Gesellschaft definierte den Begriff Chronometer 1925 wie folgt: “Ein Chronometer ist eine Uhr, welche einen Gangschein eines astronomischen Observatoriums erhalten hat.”. Die Definition wurde erst 1951 wieder von der Schweizer Uhrenindustrie geändert.

Armbanduhr Chronometer von Panris

Panris Armbanduhr-Chronometer – von Guy Sie (CC BY 2.0)

Schweizer COSC Prüfstelle

Mit der Quarzkrise, und den wesentlich genaueren Quarzuhren, wurden 1968 die Wettbewerbe in Neuchatel nach über Hundert Jahren eingestellt. Seit 1860 wurden 46.198 Uhren überprüft, von denen 34.548 den Gangschein erhalten haben.

1973 gründeten fünf Schweizer Kantone und die FH die COSC (Contrôle officiel suisse des chronomètres). Diese offizielle Schweizer Prüfstelle für Chronometer vergibt Qualitätszertifkate für Chronometer auf Basis des Messverfahrens NIHS 95-11 / ISO 3159.

Deutsche Chronometerprüfungen

In Deutschland wurden bis 1970 in der Seewarte Hamburg und später am DHI in Hamburg Prüfungen und Wettbewerbe abgehalten. Auch das PPTB in Braunschweig hatte ein Prüfstelle in Baden-Württemberg. Die Tätigkeiten wurden ähnlich wie in der Schweiz dann eingestellt.

Seit 2006 wurde in der Sternwarte Wempe Chronometerwerke Glashütte i/SA die Tradition wiederbelebt. Die Prüfstelle wird von dem Uhrenhändler Wempe betrieben und vom Landesamt für Mess- und Eichwesen in Thüringen unterstützt. Das PTB hat dort die Außenstelle für die Chronometerprüfung des Deutschen Kalibrierdienstes.

Die Messkriterien sind bei den mechanischen Uhrwerken identisch mit denen der Schweizer Prüfung. Unterschiede sind bei den Quarzuhren, für die es ebenfalls eine Chronometerprüfung gibt.

Prüfkriterium Abk. Toleranz
Mittelwert des täglichen Gangs G(d) -0,3 bis 0,1 s/Tag
Standardabweichung des täglichen Ganges S(G) max. 0,3 s/Tag
Gangänderungsrate A -0,003 bis 0,003 s/Tag²
Differenz zwischen horizontalen und vertikalen Lagen C(1) -0,04 bis 0,13 s/(Tag K)
Größte Streubreite der Gänge C(2) -0,06 bis 0,04 s/(Tag K)
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Letzte Aktualisierung am 19.03.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API